Samstag, 30. März 2013

Vorzeitiges Ende

Liebe Familie, Freunde und bekannte Interessierte,
Ich bedaure euch mitteilen zu müssen, dass ich auf ärztlichen Rat hin und in Absprache mit AFS meinen Aufenthalt 2 Monate früher als geplant beenden werde und am kommenden Mittwoch schon nach Hause fliege. Ich habe lange mit mir gerungen, mich dann aber mit Rücksicht auf meine Gesundheit doch zu diesem Schritt entschieden.
Ich hatte nichtsdestotrotz eine unglaubliche, erfahrungs-& lehrreiche Zeit hier und bereue es nicht dieses Land und seine besondere Kultur kennengelernt zu haben. Ich bin allen Menschen vor allem meinen Gastfamilien und meinem AFS LC Mars und meine Freunden hier sehr sehr dankbar für ihre Unterstützung, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Ich kehre Heim mit einem Koffer voller Lebenserfahrungen und guter Erinnerungen. Ich möchte auch allen danken, die meine Blog verfolgt haben und mich entschuldigen, dass ich ihn in den letzten Monaten vernachlässigt habe und einige Einträge löschen musste. Ich freue mich sehr auf Zuhause und auf meine Familie und Freunde.

Alles liebe
EureNini<3

Dienstag, 5. Februar 2013

Fun auf der Farm


Fun auf der Farm
Am vergangenem Sonntag unternahmen wir, nachdem Gottesdienst, einen Ausflug zu einer Mango Farm, welche dem Schwager meines tatays gehört. Dyns zog es vor bei seiner Omi und Cousins in der Zivilisation zu bleiben also machten wir uns zu dritt auf den schlammigen Weg. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir eine Hütte umgeben von Mango Bäumen: die Farm. Wir wurden freundlich, von ausschließlich männlichen Verwandten Papa Cios begrüßt die bei Tuba(Kokusnusswein) und Essen zusammen saßen. Ich war froh das Mama Belle mit bei mir war um die Frauenquote etwas anzuheben. Auf Bananen Blättern wurde auch für uns sofort aufgetischt es gab frisch gegrillten Fisch, Ente, Ananas und (muss ich das noch erwähnen?) natürlich Reis. Gegessen wurde, wie es sich traditionell hier gehört mit den Fingern. Ich wette alle Kinder und auch einige Erwachsene in Deutschland beneiden mich darum, dass es hier so üblich ist. Natürlich benutzt man im Restaurant und auch meistens zu Hause Löffel und Gabel, wobei der Löffel auch gleichzeitig als Messer dient. Mit vollen Mägen faulenzten wir den Großteil des Nachmittages, es wuselten auch kleine Welpen um uns herum und erwärmten mein Herz. Leider waren die meisten der Mangos, die in Zeitungspapier eingewickelt an den Bäumen hingen noch nicht reif. Nur eine kleine Frucht hatte schon ein gelbes Gewand und ich hatte die Ehre sie zu verkosten, sie schmeckte süß und saftig. Um    mich zu unterhalten und mir mehr vom ursprünglichen Leben auf den Inseln zu zeigen, bevor es Facebook oder Laptops gab, kletterte einer der Verwandten auf eine Palme um frische Kokosnüsse zu ernten. Geschickt wie ein kleiner Affe, mit einem großen Messer im Gürtel hangelte er sich höher und höher. Ich bin zwar schwindelfrei aber so etwas würde ich mich ohne Sicherung nie trauen. Anschließend wurden die noch grünen Nüsschen( Buko genannt) aufgespalten und das nährstoffreiche Wasser separat abgefüllt. Mit einem Löffel kann man dann das Fruchtfleisch heraus schaben, Marasa!
Bevor wir wieder nach Hause führen, durfte ich noch einen Wasserbüffel reiten. Das war eine großartige Erfahrung, alle waren ganz begeistert das ich so begeistert davon war und mich traute. Der ganze Sonntag war einfach toll mit der Familie und ich schlief am Abend tief und fest, den Kopf erfüllt mit schönen Erinnerungen.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Eine Kurzgeschichte...

Für alle Freunde des Deutschunterrichtes ihr könnt mir eure Analysen sehr gerne zuschicken und ich werde euch sagen in wie fern sie der Wahrheit entsprechen. Aber bitte analysiert nicht meine Rechtschreibung = )



Tanz Onkel  John. Tanz.
Sie sitzen auf weißen Bezügen am Pool, im Blick den Ozean und Selbstgefälligkeit. Gewohnt bestellen sie runde Bierdosen um Runde, mit Eis in Gläsern das es zischt. Ihr Lachen spannt ihre Bäuche gleich wie den Stoff ihrer Kleider. Anders als bei ihrem mitgeschleiften Freund, dessen Hose an seinen mager- milchigen Beinen leere Falten aufweist. Im Spiegel erblickt er nicht das Klischee, das die Einheimischen sehen und ihm täglich abverlangen: der reiche, spendable Weiße. Er fühlt sich wie sein vom Tabakkonsum ausgebeuteltes Gesicht. Sein Alter schwer zu schätzen, die Zähne gelb, die wenigen Haarsträhnen in einem schmutzig grauen Zopf zusammen gefasst. Ein Stummel nach dem anderen landet in dem, von Kellnern mäßig betreuten, Aschenbecher. „Iss Onkel John, iss!“, das Schwein wird aufgetragen, „Nimm hiervon“ und „Probier das.“, es hat in deinem Portmonee Platz gemacht. Ich gehe vorbei, Zeuge des Geschehens, schenke einen Blick dem Reis ausgelieferten Mann. Wie einen Rettungsring begreifen seine Augen die Farbe meiner Haut, seine Arme übernehmen die hilfesuchende Geste. „ Sit down, sit down. Order a drink. I pay! “ So hat er es im Land gelernt, freut es die Menschen „Eat, you eat!“. Penetrant und viel zu übereifrig zieht mich sein Zigarettenrauch ins Vertrauen. Mit dem Flugzeug aus Norwegen strandete er vor 4 Monaten auf der Insel, in Begleitung der Frau da, gegenüber, die in Pink. Die aussieht wie 30, sich benimmt wie 20 und die, die  schwer an ihren Ohren hängenden Klunker, zum 40 von ihrem skandinavischen Gatten bekommen hat. Dunkel aufgehellte Strähnen braunen Haares fließen bis zu ihrem üppigen Hüftgold, ganz stolz die Filippina. Bestrebt ihren Werdegang weiterzugeben, holte sie Onkel John willig zum Verkuppeln ins Land. Ein Land in dessen Kultur  er sich noch fremder fühlt, als seine Zunge sich in der englischen Sprache. Die junge Braut ist nicht die exotische Blüte wie es scheinen mag. Sie ist das Insekt  auf Nahrungssuche, sich an dem Nektar der hellen Pflanze labend, jeder Zeit bereit mit ihren wunderschönen Flügeln davon zu flattern. 3 Monate öffnete er bereitwillig seine aderigen Blätter, offerierte ihr hoffnungsvoll süßen Saft. Unverheiratet, ungeküsst, ausgelaugt sitzt er nun neben mir sein Leid vom leiden klagend. Überraschenderweise bin ich nicht überrascht. Mehrfach wurde ich von klimpernden Augen, nach männlichen Singlefreunden in Deutschland gefragt. Zunächst habe ich den Schalk in den erwartungsvollen Augen gesehen. Mein Blick klärt sich im Internet jedoch auf: Anzeigen: „Attraktive Filippina sucht Freund im Ausland!“ Kein = ),keine ^^. Nur ein großes !.
 Onkel John wird weiter vor- und ausgeführt, ergibt sich den geistlosen Wortwitzen mit einem Lachen. Wird aufgefordert zu Musik zu tanzen, dessen Rhythmus er nicht kennt.   

Freitag, 30. November 2012

Ist es schon soweit?


Unglaublich, dass es schon Dezember ist, ohne Jahreszeiten bemerkt man gar nicht wie die Monate nur so an einem vorbei fliegen. Normalerweise stehe ich nicht auf übertrieben und kitschige Dekorationen, bunt-blickende Lichterketten und Weihnachtssterne in den Fenstern sind mir ein Graus. Aber hier bin ich dankbar für die aufdringend farbenfrohen Erinnerungen an Christigeburt, denn ohne Winter und verkürzte Tage, kommt bei mir und beim besten Willen keine besinnliche Stimmung auf! Aber ich freue mich auf die kommende Zeit und die vielen Weihnachtsfeiern: auf Arbeit sowie mit AFS, es wird bestimmt vergnüglich zu gehen sowie ich die Philippinen kenne! Mein Beitrag zur häuslichen Steigerung der Vorfreude ist ein
selbstgebastelter Weihnachtskalender für JC, ich habe viel Arbeit in ihn gesteckt, leider weiß sie das nicht so zu schätzen aber ich bin trotzdem stolz auf meine Arbeit und erfreue mich dafür an dem Anblick! Gestern ist Lola Titas Schwester aus Las Vegas angekommen, sie lebt dort seit einem Jahr und ist für den ersten Todestag ihres Bruders angereist. Dieser ist am 9 Dezember und sie wird bis Februar bei uns bleiben. Sie ist serh lieb und freundlich und in zwei Wochen kommt auch ihre Tochter mit ihren 2 Kindern um Weihnachten unter heimatlichen Palmen zuverbringen. Ich war gestern auf einer Konferenz von meiner New Life Kirche hier für junge Erwachsene, zur zeit ist auch eine Australische Delegation anwesend, mit denen ich mich großartig unterhalten konnte. Ich mag ihren Akzent sehr es ist eine angenehme britisch-amerikanische Mischung. Die "Konferenz" war eher wie ein Konzert mit Predigten bestückt war. Ich fand es aufschluss- und lehrreich, es erstaunt mich jedesmal aufs Neue wie die Pastoren es machen, Geschichten aus der Bibel in Lebensweißheiten umzuwandeln. Für alle Interessiert möchte ich das an einem Beispiel erläutern, alle anderen können dden folgenden Abschnitt überspringen ...:
Die meisten werden davon gehört haben, dass Jesus auf der Erde viele Wunder bewirkt hat, eines davon war, dass er einem blinden Mann das Augenlicht geschenkt hat. Bei dieser Geschichte geht es genauer gesagt um den Bettler Bartimäus, der als Jesus vorbei ging sein ärmliches Gewand abstreift und an ihn heran trat um Heilung bittend. Aber Jesus fragt ihn bevor er ihn heilte: ,, Was genau willst du das ich für dich tue?"
( sehr frei nacherzählt = )) Pastor Daniel interpretierte diese Anekdote folgendermaßen: Zunächst einmal müssen wir an das glauben was wir möchten und es auch laut aussprechen, wir dürfen mit unseren Wünschen oder Plänen für die Zukunft, Dinge die wir uns vorgenomen haben nicht hinterm Berg halten. Es setzt eine gewisse Kraft frei, das Leben passiert nicht in Stille. Etwas zu verbalisieren hilft es es uns selbst zu verdeutlichen, daran zu glauben und es so mit Hingabe zuerreichen. Deswegen wollte der Messias, dass Bartimäus seinen Wunsch ganz konkret fomulierte, auch wenn dieser sowohl offensichtlich als auch unerfüllbar erschien. Daher habt keine Angst davor, so verrückt und unerreichbar eure Träume auch sein mögen diese auszusprechen und dafür zu arbeiten. Jesus hat die Ungläubigen Lügen gestraft und Bartimäus geheilt und auch ihr könnt dies tun. Wichtig ist auch, dass Jesus nicht zu dem Bettler ging sondern, dass der Bettler zu ihm kam. Man kann Verändrung nur erreichen wenn man selber etwas dafür tut und nicht wenn man voller Selbstmitleid in der Ecke sitzt und mit seinem Schicksel hadert. NEIN man muss sich erheben und die Initiative ergreifen. Der Bettler streifte sein Gewand ab um zu demonstrieren ich will nicht länger ein Bettler sein. Er veränderte seine Haltung und sein Äußeres um seinen Wunsch nach Wandel zu zeigen. Was ist es, das ihr euch abstreifen müsst, was euch davon abhält Veränderungen zu empfangen????
Nach der Heilung war der Bettler auch gezwungen Verantwortung zu übernehmen und musste sein ganzes Leben ändern. Er konnte nicht länger jammern und um Geld bitten, auf Grund seiner Blindheit. Ihr müsst also auch bereit seit für das Leben nach der Heilung, dann gibt es keine Entschuldigungen mehr...
So ähnlich war der Gehalt der Rede, ich habe den religiösen Part etwas außen vorgelassen natürlich hat der Pastor darauf verwiesen, dass dies alles nur möglich ist wenn man in Jesus vertraut und Jesus als die Antwort auf Alles anerkennt etc. aber ich denke Jesus ist immer eine Art Metapher für etwas.


Ich habe mir für den Dezember vorgenommen zu lernen meine Wäsche selber mit der Hand zu waschen. Dazu werde ich vermutlich sonst nie mehr die Gelegenheit haben und so weiß ich eine Waschmaschiene dann auch mehr zu schätzen. Es tut mir Leid, dass auch dieser Post Fotos vermissen lässtin letzter Zeit habe ich ziemlich häufig meine Kamera vergessen aber das nächste Mal das Verspreche ich hooch und heilig...gibt es wieder mehr erquickendes fürs Auge!    
Bis ganu bald
Eure Nini <3

Donnerstag, 22. November 2012

Am Tag der tatsächlichen Beerdigung dann verwandelte sich die Küche früh zu einer Sandwich Manufaktur. Am Vormittag fanden sich alle wieder in dem St. Peters Chapel ein, wo der Tote auf weichen Kissen gebettet war, um 14.30 wurde er in eine richtige Kirche verlegt, wo sozusagen der finale-Gottesdienst stattfand. Verwandte und Freunde verabschiedeten sich zum aller-allerletzten mal und bespritzen das Glas des Sarges mit Weihwasser. Aber Schluss war damit noch nicht, seine Endgültige Ruhestätte hatte Leahs Vater ja noch nicht ereicht, im Schritttempo fuhren alle Trauergäste zum Friedhof wo unter einem Zelt Stühle bereitgestellt waren. Dort fand schließlich die Beerdigung statt, alle trugen, anstatt schwarz, weiß zum Zeichen der Trauer, weil es sich dabei um eine reine Farbe handelt. Nachdem Rollrasen als letzte Schicht über dem Grab verlegt wurde, wuschen sich alle Anwesenden ebenfalls zum Zeichen der Reinigung die Hände in Wasser, welches mit Heilkräutern versetzt war. Während der Zeremonie spielte sich noch ein kleines Familiendrama ab, da eine angebliche- oder auch nicht wer weiß das schon- uneheliche Tochter von Leahs Vater anwesend war. Nichtsahnend quatschte ich fröhlich mit ihr während wie warteten über dies und das, weil ihr Englisch ausgezeichnet war verstanden wir uns prima. Leah nahm mich aber bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zur Seite und verbot mir mich weiterhin mit ihr zu unterhalten...
Am Sonntag als sich alle wieder im gewohnten Rythmus durchs Haus bewegten, traf ich mich mit Nina und Aya um auf dem "Christmas-Bazar" rumzubummeln. Wir planten dafür so ein gutes Stündchen ein und betraten aufegeregt die Halle vor der glitzernde Sterne unsere Vorfreude weckten. Nach 10 Minuten verließen wir sie enttäusct wieder, von Weihnachtsdekorationen oder irgendwelchen Artikeln die auf Christis Geburt verweisen hatten wir weniger als nichts gesehen. Alles was der Bazar anzubieten hatte, waren simple Klamotten oder Assesorizes.
Meinen Kulturschock ahbe ich soweit ,,überwunden", mir ist bewusst geworden, dass den Menschen mit einer positiven Einstellung ihrer Kultur gegenüber mehr geholfen ist. Keiner profitiert davon, wenn ich unter der Situation und wegen der Armut leide. Die Philippinen sind wortwörtlich ein sich stetig entwickelndes Land und die Menschen sind stolz darauf, wie viel sich über die letzten Jahre verändert hat und wie sie sich den westlichen Vorbildern annähern. Die Leute freuen sich darüber, wenn man dies anerkennt und das Gute der Kultur in den Vordergrund stellt, wer hört schon gerne wie furchtbar alles in seinem Land doch sei?!
So habe ich meinen Frieden mit den Menschen und meiner Einstellung und meinem Beitrag hier gemacht und werde mich darauf konzentrieren weiterhin alles wie ein kleiner Schwamm aufzusaugen. Positiv mit gutem gewissen zu betrachten und zu beurteilen und meinen Aufenthalt so gut zu genießen wie es mir möglich ist!
Dazugehört auch, dass ich meinem Vegetariertum für die verbleibende zeit entsagt habe. Fleisch war noch vor 6 Jahren hier wirklich etwas besonderes, da es teuer ist und stolz wird es aufgetischt, weil man so zeigt wie sehr man die Gäste verwöhnen möchte. Vor allem die Älteren freuen sich dann wenn ihre gute Absicht durch den genüsslichen Verzehr gelingt.
Ganz liebste Grüße von...
Eurer Nini

Freitag, 16. November 2012

Von neu entdecktem Luxus & dem Leben als solches...



Ich kann jetzt einen ganz ungewohnten Luxus wieder genießen, den ich in Deutschland gar nicht als solchen bezeichnen würde: die Toilettenspülung! Was genau der  Handwerker rumgewerkelt hat kann ich nicht sagen aber in beiden Bädern drückt man nach dem man sich erleichtert hat einfach auf so eine Taste und -ihr werdet es nicht glauben- Schwupp di Wupp: Wasser wird automatisch in die Schüssel  geleitet. Wow da hat jemand etwas famoses  ausgetüftelt. Das Papier wird jedoch trotz modernster Technik weiterhin getrennt in einen Eimer entsorgt, sofern man denn welches benutzt. In den letzten tagen hat es häufiger geregnet, in Deutschland hält der Winter, auf den Philippinne die Regenzeit Einzug. Uns, schwitzenden  Europäern, wurden eigentlich auch etwas kühlere Temperaturen versprochen, bisher warten wir darauf vergeblich und sind froh, wenn die 30 Gradmarke nur gering überschritten wird . Eine freudige Nachricht wurde gestern auf der Arbeit verkündet: Teacher Gwen ist schwanger, nach 2 Jahren anstrengender Bemühung wächst ein neues leben in ihr heran. Alle waren und sind immer noch ganz aufgeregt und es werden viele Ratschläge und Erfahrungen in den Mittagspausen geteilt. Dann gibt es noch eine traurige Neuigkeit: der Vater von Leah ist am vergangenem Sonntag nach langer Krankheit und Leiden verstorben. Ich habe ihn nur einmal gesehen und da war er schon nicht mehr in der Lage seine Umwelt wahrzunehmen geschweige denn sich mitzuteilen, es war also eine Erlösung für ihn. Leah hat sich Trauer mäßig vor mir nichts anmerken lassen und war auch am Sonntag zu einem Lächeln in der Lage. Am Samstag ist die Beerdigung, Aurem reist heute extra aus Cebu an um ihr beizuwohnen, auch ihre gesamten Onkel sind im Laufe der Woche angekommen. Hier ist es üblich, dass der Verstorbene nach seinem Ableben präpariert, schick angezogen und in einem offenen Sarg eine Woche lang präsentiert wird. Es gibt spezielle Einrichtungen, in denen man Räume mieten kann, wo der Sarg aufgebaut wird. Es gibt auch die Möglichkeit dort zu Übernachten und es ist für bequeme Sitzgelegenheiten gesorgt. Jeder der möchte hat so die Möglichkeit den Toten ein letztes Mal zu sehen und sich von ihm zu verabschieden. Außerdem wird täglich eine Messe gelesen, in der für das Seelenheil gebetet wird. Für Essen und Trinken ist auch gesorgt, im Raum herrscht auch keine Schweigepflicht und wenn man sich den Sarg einmal wegdenkt, erinnert alles an ein nettes Familienwiedersehen. Mum Leah verbringt den größten Teil des Tages sowie der Nacht dort und nebenbei organisiert sie alles für Samstag. Gestern besuchte ich sie und den Gottesdienst, der Tote sieht aus wie eine Wachsfigur mit zu viel Makeup im Gesicht, ich war leicht schockiert als ich in den Sarg blickte. JC fühlt sich wie zu hause dort, wuselt zwischen ihren Verwandten rum, verteilt Sandwiches und spielt mit den kleinen Kindern. Neben dem Toten sind riesige Blumenkränze aufgebaut und es gibt ein Buch in welches sich jeder eintragen kann.  Ich finde es äußerst interessant solche Traditionen mitzuerleben und zu erfahren wie mit dem Tot umgegangen wird, zum Beispiel wird auch nicht schwarz getragen um Traurigkeit auszudrücken. Zwar sind die Angehörigen betroffen aber im Endeffekt, fokussiert man das Positive, nämlich, dass die Seele nun mit seinem Schöpfer vereint im Himmel ist. Das Leben in diesem Land ist eine wahrhaftige Bereicherung für mich. Indem ich unmittelbar wahrnehme wie sich  Sichtweisen/ Auffassungen im Alltag wiederspiegeln und in Ritualen gefestigt haben, verändert sich auch mein Blick auf „unsere Kultur“. Der Tot und die Beerdigung werden bei uns sehr viel privater behandelt, die Persönlichkeit und das Leben des Verstorbenen werden vergegenwärtigt bevor er andächtig beigesetzt wird, meist im engsten Familienkreise.
Obwohl ich mich mittlerweile gut eingelebt habe und mich größtenteils wohl in meinem Alltag und Leben fühle, durchlebe ich im Moment eine emotional aufwühlende Phase, die man wohl als eine Art Kulturschock bezeichnen kann. Täglich mit Elend sowie Leid in den Straßen konfrontiert komme ich mir selbst fremd vor. Es ist eine ganz andere Form der Armut, nicht zu vergleichen mit der in Europa. Straßenkinder, Obdachlose die im Abfall übernachten, meist halbnackt rumlaufen und sich mit Drogen abstumpfen, unzählige abgemagerte, rumstreunende Hunde und Katzen… Natürlich war ich auf solche „Bilder“ vorbereitet und habe mich emotional weitestgehend abgeschirmt. Denn wie mir mein kluger  Vater mir ins Gedächtnis gerufen hat: Es war vor mir so und wird auch nach mir so sein, daran kann ich nichts ändern. Trotzdem überkommen mich manchmal die Ausmaße, ich habe Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass diese Situation für alle hier selbstverständlich ist und sie trotzdem Lachen und auf ihre verquere Art fröhlich mit ihrem Leben umgehen. Das erfüllt mich mit Gelähmtheit und ich komme mir selber ganz fremd vor, schockiert wie ich das Elend ebenfalls als normal hinnehme. Es ist schwierig diesen geistigen Zustand in angemessene Worte zu kleiden und zu erklären. Mal geht es mir besser, mal schlechter um damit umzugehen versuche ich meinen emotionalen Zustand ob positiv oder negativ zu akzeptieren und meine Gefühle zu zulassen ohne in ihnen völlig abzutauchen… es ist eine Gradwanderung, zwischen zwei widersprüchlichen Sichtweisen auf das Leben und seinen Wert und das Leben als solches ist ja bekanntlich eins der schwierigsten( frei zitiert nach Olaf Mangold).                         
Bis ganz bald eure Nini

Freitag, 2. November 2012

Allerheiligen&Allerseelen auf philippinisch

 Am ersten und zweiten November waren alle von der alltäglichen Arbeit befreit und es war Zeit für alle Katholiken den Verstorbenen zu gedenken. Jedoch "gedenkt" man den verschiedenen Familienmitgliedern hier so, wie wir es uns in unseren künsten Träumen nicht vorstellen könnten. Früh morgens machen sich die meisten auf den Weg zu den Friedhöfen, das Auto voll gepackt mit Blumen, Essen, Schirmen und Kissen. Wenn man das Glück hat auch nur halbwegs in der Nähe einen Parkplatz zu finden, schlängelt man sich zwischen den anderen Steingräbern hindurch zum eigenen. Angekommen wird es sich erst mal gemütlich gemacht auf den Steinplatten unter denen die Knochen der Vorfahren lagern. Manche mieten sich in weiser Vorraussicht, um sich vor der Sonne zu schützen einen Pavillion, der für sie über dem Grab aufgestellt wird. Und so verbringt die ganze Familie ob tot oder lebendig zwei gesellige Tage zusammen. Natürlich werden auch Kerzen angezündet und Gebete gesprochen, die Atmosphäre erinnert jedoch eher an ein Volksfest, als an einen ernsten Anlass. Dieser Eindruck wird von den aufgestellten Kirmes- und Essensständen zwischen den Ruhestätten noch verstärkt. Auch ich begleitete meinen Verwandten auf Zeit sowohl am Donnerstagabend als auch am Freitagvormittag zum Familiengrab. Wir blieben zum Glück nur jeweils eine Stunde dort, stellten Blumen ab und zündeten Kerzen an, die sich in der Hitze schnell dem Boden entgegen bogen. Sehr interessant fand ich auch den fakt, dass man Grabstätten für ca. 5 Jahre lang mieten kann und die Überresten dann verlegt werden müssen. Während meine Lola den Rosenkranz betete, versuchte ich mir vorzustellen wie es wäre wenn wir uns in Deutschland einfach auf die Gräber setzten und Hotdogs und kekse verspeisen würden um den Gestorbenen unseren Respekt zu zeigen, ein Gedanke bei dem ich vor mich hin schmunzeln musste.
Bis ganz bald
Eure NIni <3